Erdbeben in Deutschland
Immer wieder passieren schwere Erdbeben. Nach wie vor ist es nicht möglich, diese vorherzusagen. Lediglich die Regionen, in denen es am häufigsten bebt, sind bekannt. Erdbeben zählen zu den gefährlichsten Naturkatastrophen. Ohne Vorwarnung können sie mit größter Zerstörungskraft auftreten und ganze Stadtteile in Schutt und Asche legen.
Tausende Jahre blieben Erdbeben für die Menschheit ein Rätsel. Die plausible Erklärung unserer Vorfahren war der Zorn der Götter. Um diese zu besänftigen wurden Opfer dargebracht, Pilgereisen angetreten oder inbrünstig gebetet.
Es war schließlich der deutsche Alfred Wegener, Geowissenschaftler, der 1912 erstmals mit der Erkenntnis an die Öffentlichkeit ging, dass sich die Erdteile bewegen. Bisher war man davon ausgegangen, diese seien fest verankert. Er erntete Spott seitens seiner Kollegen. Erst in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts kam die Theorie der Plattentektonik ins Gespräch. Deren Grundstein waren Wegeners Forschungen.
Erdbeben in Deutschland – Was sagt die Forschung?
Inzwischen ist die Forschung so weit fortgeschritten, dass die Bewegung kleiner und großer Krustenplatten bestätigt werden konnte. Besonders gefährlich sind sie an den sogenannten Subduktionszonen. Schieben sich, sehr vereinfacht ausgedrückt, Erdplatten aufeinander zu, gelangt früher oder später eine unter die andere. Die Gesteinsverwerfung führt dazu, dass sich die Platten verhaken. Dadurch stehen sie aber nicht etwa still, sondern befinden sich weiterhin in Bewegung. Der dabei entstehende Druck wird mit der Zeit so groß, dass sie sich mit einem Ruck lösen. Dabei passiert das, was wir als Erdbeben kennen.
Eine weitere Gefahr besteht, wenn sich Kontinentalplatten aneinander vorbeidrängen. Auch hier kann es zu einem Verhaken mit gleicher Folge kommen. Und letztendlich kommt es auch vor, dass zwei Platten frontal aufeinandertreffen. Dabei können riesige Gebirge aufgetürmt werden.
Wie groß ist die Erdbebengefahr in Deutschland?
Deutschland ist kein typisches Erdbebengebiet. Das heißt aber nicht, dass es hier nicht auch zu einem stärkeren Beben kommen könnte. Leichte Erdbeben sind in Deutschland relativ häufig, die meisten spüren wir aber nicht einmal. Das Land liegt auf der Eurasischen Platte, deren Grenzen weit weg von uns sind. Kommt es im Untergrund zu kleineren Brüchen, kann hierzulande die Erde beben. Die erdbebengefährdetsten Gebiete sind der Raum Aachen/ Köln, Süddeutschland, hier besonders die Region Freiburg und Tübingen sowie die Gegend um das thüringische Gera.
Mit einem größeren Beben muss vor allem zwischen Ostfrankreich und Süddeutschland jederzeit gerechnet werden. Forscher sind sich sicher, dass es hier ein stärkeres Erdbeben geben wird. Die Frage ist nur: Wann?
Die schwersten Erdbeben in Deutschland
Ein Erdbeben kennt keine Ländergrenzen. Auch wenn das Epizentrum im benachbarten Ausland liegt, kann es hier gravierende Schäden anrichten, Verletzte und sogar Tode fordern.
Historische Erdbeben, die in Deutschland Schäden anrichteten:
- Forscher konnten nachweisen, dass es Tausende Jahre v. Chr. immer wieder schwere Erdbeben mit einer Stärke von etwa 6.5 auf der Richterskala in der Region Basel gab. Ein weiteres starkes Beben soll sich bei Roermond in den Niederlande ereignet haben. Etwa 1000 v. Chr. bebte die Erde mit einer Stärke von ca. 6.7 im Dreiländereck Belgien, Niederlande, Deutschland.
- Vor ungefähr 2000 Jahren kam es auf der Insel Usedom zu wahrscheinlich mehreren Erdbeben, die mindestens die Stärke 5,0 erreichten.
- 800 bis ca. 850 n. Chr. wurde die Region der niederländisch-belgischen Grenzen, der Raum Aachen und der Raum Köln sowie die Gegend südlich von Leipzig von starken Erdbeben bis zu einer Magnitude von 6,4 erschüttert.
- Im Vogtland kam es 998 zu einem zerstörerischen Beben, dessen Stärke auf 6,5 geschätzt wird. Es soll bis nach Niedersachsen zu spüren gewesen sein.
- 1088 richtete ein Beben in Meißen und Umgebung schwere Schäden an.
- In Köln wurden 1223 zahlreiche Gebäude zerstört oder beschädigt, als die Erde mit einer Magnitude von 4,9 bebte.
- Im 13 und 14. Jahrhunderte kam es zu diversen Erdbeben. Das schlimmste ereignete sich 1348 in Italien. Mit einer Stärke von 7,0 hatte es eine solche zerstörerische Kraft, dass es zu schlimmen Verwüstungen in Südösterreich kam und auch Niederbayern und Franken Schäden zu vermelden hatte.
- Da wohl bekannteste Erdbeben in unserer Region verwüstete 1356 weite Teile vom schweizerischen Basel. Direkt an der deutschen Grenze gelegen, wurden selbst aus Frankfurt am Main Schäden gemeldet. Mit einer Magnitude von bis zu 6,6 forderte die Katastrophe Hunderte Todesopfer in Stadt und Region Basel. In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Nachbeben, die weitere Schäden verursachten.
- Zwischen 1363 und 1409 ereigneten sich stärkere Erdbeben in den Vogesen, in Eisenach, Jülich und Magdeburg. Es wurden vor allem, zum Teil gravierende, Schäden an Gebäuden gemeldet.
- Viele Bauwerke sollen 1504 einem Beben bei Aachen zum Opfer gefallen sein.
- Aus Bayern wurden Schäden gemeldet, als 1511 in Slowenien die Erde mit einer Magnitude von 6,9 bebte.
- Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert kam es zu zahlreichen Erdbeben mit teilweise größerer Zerstörung. Im Februar 1756 fand eine Serie an Beben bei Düren statt, die mehrere Menschenleben forderte.
- 1855 erzitterte die Erde im schweizerischen Kanton Wallis. Das Beben hatten eine Stärke von 6,4 und kostet einem Kind das Leben. Gebäudeschäden wurden sogar im äußersten Süden Deutschlands gemeldet.
- Mehrere Todesopfer wurden 1872 in Ostdeutschland beklagt. Bei Gera ereignete sich ein Erdbeben mit einer Magnitude von wahrscheinlich 5,7. Es gab schwere Schäden an Gebäuden, Brücken und Burgen.
- In Albstadt in Baden-Württemberg bebte am 6. November 1911 die Erde mit einer Stärke von 6,1. Dieses Erdbeben war eines der stärksten auf deutschen Boden überhaupt. Zum Glück gab es keine Todesopfer zu beklagen. Zahlreiche Menschen wurden aber verletzt und Tausende Gebäude beschädigt.
- Immer wieder kam es im letzten Jahrhundert zu leichten und mittelschweren Beben, so zum Beispiel 1917 in Garmisch-Partenkirchen, 1924 auf Usedom oder 1974 auf der Schwäbischen Alb.
Das letzte starke Erdbeben erlebte Deutschland am 13. April 1992. Mit einer Stärke von 5,9 fand es nur wenige Kilometer entfernt der deutschen Grenze in der niederländischen Stadt Roermond statt. Viele Menschen wurden verletzt, unzählige Gebäude teils stark in Mitleidenschaft gezogen. Monatelang wurde die Region von Nachbeben erschüttert.
Verhalten bei Erdbeben
Du siehst, du kannst jederzeit überraschend in die Situation kommen, ein Erdbeben miterleben zu müssen. Deshalb ist es ratsam, einmal anzuschauen, welche Verhaltensempfehlungen es für diesen Fall gibt.
Bist du auf den Katastrophenfall vorbereitet?
Nicht nur ein Erdbeben, auch andere Katastrophen erfordern eine gute Vorbereitung. Wie steht es um deine Vorratshaltung? Hast du Taschenlampe, Streichhölzer und Kerzen so aufbewahrt, dass du sie auch im Dunklen jederzeit finden kannst? Hältst du wichtige Dokumente griffbereit?
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Es bebt – was tun?
Ereignet sich ein Erdbeben, gilt es, blitzschnell die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Renne nur aus dem Gebäude, wenn du sicher sein kannst, dass keine Gegenstände herunterfallen können. Ansonsten gehe sofort in Deckung, zum Beispiel unter einen massiven Tisch. Meide die Nähe zu Glastüren und Fenstern.
Wenn du im Freien bist, laufe auf keinen Fall in ein Gebäude. Im Gegenteil: Wenn möglich, entferne dich so schnell wie möglich von Häusern, Strommasten, Bäumen und allem, was umfallen oder zusammenstürzen könnte. Renne weg von Ufern von Flüssen und Seen. Setze oder lege dich auf eine freie Fläche, wo nichts auf dich herabfallen kann.
Bist du gerade im Auto, fahre schnellstens weg von Brücken und Tunneln und bleibe auch nicht in unmittelbarer Nähe von Gebäuden. Steige nicht aus.
Wenn sich die Erde beruhigt hat …
- musst du immer noch mit Nachbeben rechnen.
- solltest du die Ruhe bewahren.
- schalte das Radio ein, um dich über Anweisungen von Polizei und Feuerwehr zu informieren.
- betrete dein Haus sehr vorsichtig und nur, wenn es nicht einsturzgefährdet ist. Schaue nach eventuellen Brandherden. Prüfe ob es Schäden an den Leitungen gibt, stellen ansonsten Wasser, Strom und Gas ab.
- telefoniere nur im Notfall, die Einsatzkräfte brauchen freie Netze.
- halte Einfahrten und Straßen für die Helfer frei.
- befolge die Anweisungen der Einsatzkräfte unverzüglich.
Hast du schon ein Erbeben erlebt?
Letzte Aktualisierung am 29.09.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
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