Selbstversorgung aus dem Garten lohnt sich
In weniger als einem Jahrhundert wurde unsere Nahrung grundlegend verändert, und wegen der Insellage in unserer städtischen Umgebung haben die Menschen vergessen, was Nahrung einst war und wie sie schmeckte. Die Landwirtschaftsfabriken haben die Qualität und den Geschmack unserer Nahrung auf einen Schatten dessen reduziert, was ihre ursprüngliche Vollkommenheit war.
Die chemische Nahrungsmittelindustrie ist nicht aufgrund ihrer Erfolge so sehr gewachsen, sondern aus der Notwendigkeit, ihre eigenen Spuren zu verwischen. Wir stehen heute da mit der Tomate des 21. Jahrhunderts – einer Tomate, die manchmal noch so aussieht wie eine Tomate, die aber nicht schmeckt wie eine Tomate, die häufig mit Giften bespritzt werden muss, um vor ihrer Umgebung geschützt zu sein, und die in Treibhäusern aufwächst, wo es keine Erde mehr gibt, sondern eine gelbliche, übelriechende Nährflüssigkeit.
Und genau deshalb empfiehlt es sich, dein eigenes Gemüse anzubauen. Hierzu legst du am besten einen Biogarten an. Das ist gar nicht so schwer, wie wir sehen werden.
Selbstversorgung aus dem Garten – Die Vorteile auf einem Blick
- Selbstversorgung und Unabhängigkeit
- Produktion von biologischen bzw. biologisch-dynamischen Nahrungsmitteln
- Verzicht auf synthetische Düngemittel und Agrarchemikalien (Insektizide, Herbizide, Fungizide, etc.)
- Nachhaltiger Landbau durch Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit (Kompostwirtschaft, Mulch, Gründüngung)
- Qualität, die man nicht kaufen kann und Frische direkt aus dem Garten
- Verpackungsmüll, Transporte etc. fallen weg
- Wissen was hinter der Nahrungsmittelproduktion steht
Eine allgemeingültige Anleitung zum Anlegen eines Biogartens gibt es nicht. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen und Ansprüche. Auf folgende Dinge solltest du jedoch unbedingt achten:
Der Kompost
Auf den Kompost darf alles, was in der Natur direkt zu finden und nicht gekocht worden ist. Möglichst kein blühendes oder verblühtes Unkraut, denn diese bilden noch Samen und freuen sich über die Verbreitungsmöglichkeit – falls sie die Hitze überstehen.
Je kleiner das Material, desto schneller verrottet es. Ideal ist es, den Kompost mit Dung von Kühen, Pferden, Schafen oder Ziegen anzureichern. Je mehr verschiedenes, desto besser. Auch Grasschnitt lässt sich kompostieren, jedoch muss er unter gemischt oder nur dünn aufgelegt werden, sonst fängt er leicht an zu schimmeln.
Wichtig ist, dass der Kompost gut feucht, aber nicht zu nass wird und sich nicht zu sehr verdichtet. Wenn genügend Sauerstoff hinein kommt, dann rottet er ganz von alleine ohne Hilfe vor sich hin.
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Aussaat und Anzucht
Um die Krankheitsanfälligkeit vor allem im empfindlichen Keimzustand zu verringern und auch die Keimfähigkeit zu erhöhen, gibt es verschiedene Saatgutbeizungsmethoden. Hier können Kräuterauszüge zum Einsatz kommen, z. B. die Knoblauchbeize: Auf einen Liter abgekochtes, maximal handwarmes Wasser werden ca. 100 g frischer, gut zerkleinerter Knoblauch zugesetzt und eine Stunde stehen gelassen.
Pikieren, Umpflanzen
Die Wurzeln sollten sehr vorsichtig behandelt werden, da sie sonst als Eintrittsstelle für Krankheiten dienen können. Du kannst sie ruhig einkürzen und gegebenenfalls die äußeren Blätter mit entfernen, das stimuliert das Wurzelwachstum (z. B. Lauch, Sellerie, Rüben, Kohl, Rote Beete, Salat) und beschleunigt das Anwachsen.
Im August sind die letzten Aussaattage des Jahres. Hier gilt die Faustregel: Eine Woche später gesät, ergibt eine Ernte von ca. 2-3 Wochen später.
Gießwasser
Für die Selbstversorgung aus dem Garten, solltest du möglichst Regenwasser oder Oberflächenwasser nehmen. Kaltes Wasser nur verwenden, wenn es nicht anders möglich ist. Vom Zeitpunkt her ist frühmorgens am besten, bei extremer Hitze und Trockenheit muss wenn nötig natürlich auch mehrmals gegossen werden.
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Gründüngung
Idealerweise ist der Boden immer bewachsen – wie in der Natur, dann entfällt die Gründüngung sowieso. Wenn dies nicht der Fall ist, was im Garten im Winter leicht passieren kann, versucht man durch geeignete Aussaat nach der letzten Kultur die Mineralien- und Düngungsverluste durch Auswaschung zu minimieren. Beim Verrotten der Gründüngung werden die organisch gebundenen Nährstoffe wieder freigesetzt und an die Folgekultur weitergegeben. Dies erhöht die Bodenfruchtbarkeit. Beliebige Kombinationen von Gründüngerpflanzen sind natürlich möglich.
Fruchtfolge – Fruchtwechsel
Die Gestaltung der Fruchtfolge ist aus folgenden Gründen wichtig:
- Der Pflanzenschutz: Viele Krankheiten und Schädlinge befallen lediglich die gleiche Pflanzenfamilie oder nur nahe Verwandte einer Pflanzenfamilie. So befällt zum Beispiel die Kohlhernie nur Kreuzblütler (alle Kohlarten, Radieschen, Rettich, Hirtentäschel u. a.).
- Die Nährstoffversorgung: Durch Leguminosen in der Fruchtfolge wird Stickstoff gebunden. Diese stehen immer am Anfang einer Fruchtfolge und können bis zu 2/5 betragen (also 2 von 5 Jahren). Danach folgen in der Reihenfolge Starkzehrer, Mittelzehrer und als letztes Schwachzehrer.
- Die Unkrautregulierung: Es findet idealerweise ein Wechsel statt zwischen Gemüsearten, die Unkraut gut unterdrücken oder bei denen die Bekämpfung einfach ist, und solchen, bei denen das nicht so ist, oder mit Direktsaat statt. Es ist auch eine Variierung vom Anbauzeitpunkt günstig. Im Garten spielt aber eher nur der erste Grund eine tragende Rolle.
Grundstruktur einer Fruchtfolge
- Jahr: Kreuzblütler – Brassicaceae (Kohlhernie)
- Jahr: Korbblütler – Compositae, Gänsefussgewächse – Chenopodiaceae (Wurzelkrankheiten / Sclerotinia)
- Jahr: Doldenblütler – Umbelliferae, Liliengewächse – Liliaceae (Nematoden)
- Jahr: Kürbisgewächse – Curcurbitaceae, Schmetterlingsblütler – Leguminosae, Gräser – Gramineae (Neutrale Arten)
- Jahr: Gündüngung: Kleegras, Schmetterlingsblütler – Leguminosae (Bodenaufbauende Kulturen)
Eine andere Möglichkeit ist die Einteilung der Fruchtfolge mit Haupt- und Nebenkulturen. Hauptkulturen haben eine Standzeit von mehr als 14 Wochen. Nebenkulturen werden als Vorkultur oder Nachkultur angebaut. Pro Jahr dürfen keine Kulturen aus der selben Familie auf der gleichen Parzelle angebaut werden.
Natürlich kannst du auch beide Methoden miteinander kombinieren. Am besten ist sowieso, dass du dir einen Plan machst, wie du dir deine eigene Rotation vorstellst und dabei die oben genannten Regeln berücksichtigst. Dann brauchst du dir nicht jedes Jahr sich aufs Neue zu überlegen, wie du deine Beete einteilst. Grundsätzlich kann man sagen: Je größer die Fruchtfolge ausfällt, desto weniger Krankheiten hast du an deinen Pflanzen zu befürchten.
Dies sind nur die wichtigsten Punkte, die du beim Anlagen deines persönlichen Biogartens beachten solltest. Weitere Faktoren hängen von individuellen Standort, der Größe des Gartens und der gewünschten Artenvielfalt ab. Je größer der dir zur Verfügung stehende Platz ausfällt, desto artenreicher kann der Biogarten ausfallen – natürlich nimmt in diesem Fall aber auch die zu verrichtende Arbeit zu und du musst entsprechend mehr Dinge beachten.
Deshalb: Fange am besten klein an und lasse deinen Biogarten zusammen mit deinem Erfahrungsschatz wachsen. Dann klappt die Selbstversorgung aus dem Garten.
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Zum Thema Gießwasser…
Durch Gießen konditioniert man seine Pflanzen auf Abhängigkeit von Wasserzugabe. Wer von Anfang an nur dann gießt, wenn die Pflanzen offensichtlich zu trocken sind, erhält Pflanzen, die tiefere Wurzeln bilden. Das hat zur Folge, dass man quasi gar nicht gießen muss.